WebRTC ermöglicht Echtzeitkommunikation durch ein Set von APIs, die Web Browser zur Verfügung stellen. Ebenso schließt es weitere Technologien wie mobile Geräte ein, die über simple, web-basierte APIs Real Time Communication (RTC)-fähig werden.

Geräte können sich direkt über eine Web Applikation verbinden. Somit werden traditionelle Kommunikationsansätze umgangen, die eine Installation von Signalnetzwerken wie Telefonie oder SIP-basierten VoIP-Netzwerken erfordern.

Sprach- und Videoanrufe sowie Datenkommunikation werden über jede WebRTC fähige Web Applikation möglich, ohne dass man sich bei den zugrunde liegenden Netzwerkdiensten anmelden muss.

Der größte Vorteil von WebRTC ist die Unabhängigkeit von Geräten. Zumindest theoretisch wird jeder Browser zum Kommunikationsgerät. So wird Kommunikation ermöglicht, ohne jegliche Software installieren zu müssen. Das wiederum reduziert die Einsatzkosten. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass alles über eine einzige Medienplattform gesteuert wird. Benutzer von Web-basierten Applikationen - von Webseiten, E-Commerce-Seiten usw. - können direkt über den Browser kommunizieren und müssen nicht langwierig zwischen Geräten wechseln.

Es gibt unzählige Anwendungsgebiete: Kunden, die eine Website besuchen, können beispielsweise durch WebRTC auf einen ‘Call Now‘ - Button klicken. Vorher war dazu ein Gerätewechsel, also ein Medienbruch, nötig. Man musste ein bestimmtes Gerät verwenden, um eine Nummer zu wählen und wieder ein anderes um zurückgerufen zu werden. Dank WebRTC kann der Besucher jetzt in Echtzeit einen Sprach- oder Videoanruf direkt vom Browser aus starten ohne zwischen Geräten hin und her wechseln zu müssen.

Aber es gibt auch weniger offensichtliche Vorteile. Zum Beispiel können in Contact Centern Kosten vermindert werden. Erst kürzlich hat jtel ein WebRTC-basiertes Call Center eingesetzt, in dem die Agenten (statt der Anrufer) WebRTC verwenden. Da die Bereitstellung der gesamten benötigten Software web-basiert ist, war keine Installation auf den Rechnern der Agenten nötig. Die Agenten starten einfach den Webbrowser um Zugang zu PBX und ACD sowie zum CRM System zu erhalten. Dies reduziert Bereitstellungs- und Betriebskosten enorm, da keine lokale PC Software gewartet werden muss. Es reicht aus, einfach einen WebRTC-fähigen Browser zu verwenden.

Natürlich sind noch einige Schwierigkeiten zu meistern. Beispielsweise unterstützen nicht alle Browser WebRTC - etwa der Internet Explorer (obwohl Microsoft signalisiert hat, dass der Edge Browser bald eine neuere Version von WebRTC unterstützen wird). Apple hat sich diesbezüglich noch gar nicht positioniert, so dass im Moment nur Firefox und Chrome zuverlässig eingesetzt werden können.

Wie sieht also die Zukunft aus? Als VoIP vor circa 15 Jahren aufkam, war die erste Einschätzung, dass es innerhalb kürzester Zeit die Kommunikation revolutionieren würde. Das hat sich nicht bewahrheitet und erst heute gewinnt VoIP vor den anderen Kommunikationsnetzwerken wirklich an Zugkraft. WebRTC könnte den gleichen Weg gehen - fast wie ein neuer Stausee, der sich langsam füllt. Zunächst unauffällig, doch zuletzt bleiben nur einige wenige ‘Inseln’ der herkömmlichen Kommunikation über.